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Hugo Brehme: Schöpfer eines
nationalen Bildprogramms (Auszug)
von José Antonio Rodríguez
"Wie also formte sich die Vorstellung des Hugo Brehme
von einem Land, zu dessen Bekanntheit er auf beispielhafte Weise beigetragen
hatte? Ein Schlüssel zur Beantwortung dieser Frage ist die Tatsache,
dass er das Land, das ihm zur Heimat wurde, zunächst nur aus den
Eindrücken kennen gelernt hatte, die andere Reisende vor ihm gewonnen
hatten. [...]
Der Fotograf bestimmt (d.h. begrenzt) als Konstrukteur visueller Systeme
die Sicht auf eine Kultur. Die Auslese ist wie ein Impuls, der die visuelle
Konstruktion auslöst. Daher ließe sich Hugo Brehme auch als
Konstrukteur eines Bild-Systems vom typisch Mexikanischen bezeichnen.
Natürlich ist in jener Darstellung weder Wahrheit noch Objektivität
zu finden, sondern eine sehr ausgefeilte Subjektivität. Umso mehr
wird das Mexiko der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zu genau dem
Land, das unser Fotograf aus seiner charakteristischen Sicht gesehen und
exportiert wissen wollte.
Bedeutend sind demnach jene Mexiko-Bilder, die Brehme ab Ende des ersten
Jahrzehnts der Welt vorzustellen begann. Eine seiner ersten in The
National Geographic Magazine' gedruckten Fotografien zeigen einen in Armut
lebenden Indiojungen neben einer riesigen, das ganze Bild ausfüllenden
Agave. [...] Wie immer auch die Intentionen des Fotografen gewesen seien,
die Sicht der Herausgeber lenken sie in eine ganz eigene Richtung: Hier
ganz in der Nähe, am anderen Ufer des Río Bravo, ist ein leidendes
Land, in dem Armut herrscht."
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